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Nach einem Amoklauf: Leitfaden für Lehrpersonen

Wie Sie Schüler:innen unterstützen können – von Robert Riedl

Nach einem Amoklauf brauchen Schüler:innen vor allem Sicherheit, Orientierung und das Gefühl, mit ihren Gefühlen nicht allein zu sein. Lehrkräfte können helfen, indem sie offen bleiben, Gespräche ermöglichen, kreative Ausdrucksformen zulassen und Hilfe vermitteln. Auch die eigene Betroffenheit darf Raum haben – denn nur wer auf sich selbst achtet, kann andere gut begleiten.

Einleitung: Eine Ausnahmesituation im Klassenzimmer

Ein Amoklauf an einer Schule erschüttert nicht nur die betroffene Einrichtung, sondern das Vertrauen in den Schulalltag insgesamt. Auch Lehrpersonen, die selbst nicht direkt betroffen sind, werden plötzlich zu Begleitenden in einer emotionalen Ausnahmesituation. Dieser Leitfaden bietet Ihnen Unterstützung dabei, wie Sie in den nächsten Tagen und Wochen gut für Ihre Schüler:innen – und für sich selbst – sorgen können.

1. Was Schüler:innen jetzt fühlen (könnten)

Nach einem solchen Ereignis erleben viele Kinder und Jugendliche:

  • Unsicherheit und Angst („Könnte das auch bei uns passieren?“)

  • Traurigkeit oder Wut (über das, was geschehen ist)

  • Schuldgefühle (z. B. „Ich hätte etwas merken müssen“)

  • Hilflosigkeit („Ich verstehe das alles nicht“)

  • Überforderung durch Medienberichte

Diese Gefühle können sich sehr unterschiedlich zeigen:

  • Rückzug oder Schweigen

  • Gereiztheit oder Aggressivität

  • Konzentrationsprobleme

  • Verweigerung von Unterricht

  • Übermäßige Beschäftigung mit dem Thema (Fragen, Witze, Theorien)

2. Was Ihre Haltung jetzt braucht

  • Authentizität: Es ist in Ordnung, wenn auch Sie betroffen oder sprachlos sind. Sie müssen keine perfekten Antworten haben.

  • Offenheit für Gefühle: Erlauben Sie Emotionen im Klassenzimmer – Trauer, Wut, Angst.

  • Ruhe und Orientierung: Strukturen geben Sicherheit – seien Sie präsent, klar, verlässlich.

  • Keine Dramatisierung – keine Verharmlosung: Bleiben Sie sachlich, aber nicht kalt.

  • Keine Schuldzuweisungen: Auch Täter:innen sind oft selbst Opfer – das Thema ist komplex.

3. Was Sie konkret tun können

Gespräche im Klassenverband ermöglichen:

  • Kurze Gesprächskreise anbieten („Wie geht es euch heute?“ – „Was bewegt euch?“)

  • Wichtig: Keine Gesprächspflicht – Schweigen ist ebenfalls in Ordnung

  • Setzen Sie klare zeitliche und thematische Rahmen (z. B. 30 Minuten, dann Pause)

Kreative Ausdrucksmöglichkeiten anbieten:

  • Schreiben: Briefe an die Opfer, Gedanken-Tagebücher

  • Zeichnen: Plakate, Symbole für Mitgefühl

  • Rituale: Kerze, Moment der Stille, gemeinsames Projekt

Medienkompetenz fördern:

  • Mit Schüler:innen besprechen, wie sie mit Nachrichten, Gerüchten oder Fake News umgehen

  • Auch Pausen von Medienkonsum sind wichtig – machen Sie das Thema im Unterricht ruhig zum Thema

Orientierung geben:

  • Machen Sie deutlich: „Ihr seid nicht allein. Es gibt Hilfe.“

  • Hängen Sie Notrufnummern sichtbar im Klassenzimmer auf

  • Vermitteln Sie professionellen Kontakt, wenn Sie merken, dass Schüler:innen stark belastet sind

4. Wann Sie Hilfe von außen holen sollten

Ziehen Sie Schulpsychologie, Schulsozialarbeit oder externe Psychotherapie in Betracht, wenn:

  • Schüler:innen nicht mehr zur Ruhe kommen

  • sich Schuldgefühle oder Ängste verstärken

  • es zu sozialem Rückzug, Schlafstörungen, Panik oder Aggression kommt

  • Schüler:innen von Suizidgedanken oder Gewaltfantasien berichten

  • Sie selbst das Gefühl haben: „Ich komme hier nicht mehr weiter.“

5. Auch Sie dürfen betroffen sein

Vergessen Sie sich selbst nicht. Auch als Lehrkraft sind Sie Mensch.

  • Sprechen Sie mit Kolleg:innen über Ihre Gefühle

  • Holen Sie sich selbst Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben, an Ihre Grenze zu stoßen

  • Achten Sie auf Pausen, Schlaf, Bewegung, gesunde Routinen

  • Sie dürfen traurig, erschöpft oder wütend sein – auch das ist pädagogisch verantwortungsvoll

Fazit

Ein Amoklauf ist nicht „verarbeitbar“ im klassischen Sinn. Aber er ist begleitbar.
Als Lehrkraft sind Sie keine Therapeutin, kein Seelsorger – aber ein Mensch mit Verantwortung, Haltung und Herz.

Schon ein ehrliches Gespräch, eine ruhige Stimme oder ein gemeinsamer Spaziergang können helfen, dass sich etwas wieder ordnet im Inneren.


Hilfe und Unterstützung


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