Systemische Dialoggruppe: das therapeutische Zwiegespräch in der Gemeinschaft
Fachartikel von Robert Riedl
"Du musst dein Ändern leben."
Rainer Maria Rilke
Hippokrates von Kos (460 v. Chr. - 370 v. Chr.) gilt als berühmtester Arzt des Altertums: „Zuerst heile durch das Wort“, formulierte er seinen medizinischen Grundsatz, „dann durch die Arznei und erst zuletzt mit dem Messer.“ — Psychotherapie kann als heilsame, gesundheitsförderliche, leidensreduzierende Kommunikation definiert werden: der Therapeut initiiert ein Zwiegespräch, das Klienten psychisch mobilisiert, mental motiviert, innerlich vitalisiert. Wer etwa depressiv erkrankt ist, kann nach Außen noch ganz lebendig wirken. Im Innern erleben sich Menschen, die hoffnungslos deprimiert sind, längst tot. Man kann sich wie lebendig begraben fühlen.
Der Dialog ließe sich als kommunikative Ausdrucksform verstehen, in der Interesse, Neugierde und Offenheit am Gegenüber großgeschrieben sind. Andere „Kommunikationsspiele“ sind: die Diskussion (Argumentation versus Gegenargumente), die Debatte (Abwertung des anderen Standpunktes, vor allem in der Politik an der Tagesordnung) und der Diskurs (Einbringen kollektiv-disputierter Geisteshaltungen zum Thema).
Die Alltagssprache ist voller organischer Bilder, wenn Kommunikationsprozesse beschrieben werden. Es könnte der Anschein entstehen, dass es im verbalen Austausch um „Leben“ und „Tod“ gehe. Wir kennen lebendige Gespräche und geisttötende Wortwechsel. Konversionen können quicklebendig oder sterbenslangweilig sein. Eine Plauderei kann derart lebhaft werden, dass einem das Wort auf den Lippen stirbt oder man sich totlachen muss. Wir können auf Gesprächspartner treffen, die einen so quietschlebendigen Eindruck auf uns machen, dass man glauben könnte, nach deren Tod ihr Mundwerk extra totschlagen zu müssen. Und ein Plausch — etwa zwischen zwei Personen, die an schweren Depressionen leiden — kann erstarren wie eine sprachlose Leiche. Die Unterhaltung stirbt sozusagen. Dinge können aber auch totgeschwiegen werden.
Daniel N. Stern (1934 - 2012) widmete sich dem Erforschen sogenannter Ausdrucksformen der Vitalität und untersuchte dazu Dynamiken des Erlebens. Er definierte Vitalität als „eine Gestalt, die aus den theoretisch separaten Wahrnehmungen von Bewegung, Kraft, Zeit, Raum und Intention hervorgeht.“ Diese Prämissen gäbe es demnach zu beherzigen, um für kommunikative Vitalität zwischen Therapeut und Therapiegruppe zu sorgen. Angewandt auf einen möglichst vitalen Dialog, ließen sich die zitierten Voraussetzungen spezifizieren. Stellen wir uns den dialogischen Austausch als einen Tanz zwischen Worten und Gesten, Gedanken- und Gefühlsbewegungen vor.
Termine:
derzeit leider keine Termine
Ort:
Ruckerlberggürtel 13
2. Stock
8010 Graz
Thema:
"Meine Gefühle und ich"
Kosten:
Jeweils 1,5 Einheiten (75 Minuten): pro Person 25 €
Voranmeldung für die Gruppe 2020:
per Email: