Das ABC des Lebens: Lernen
Interview mit Robert Riedl
Für Tausende Taferlklassler beginnt jährlich ein neuer Lebensabschnitt. Damit der Schulstart klappt, braucht es „Unterstützung, Ermutigung und Geduld“, sagt Robert Riedl. Das Interview mit dem Psychotherapeuten führte Manuela Tschida-Swoboda (Kleine Zeitung).
1) Wollen Kinder lernen?
Kinder sind von Natur aus neugierig und haben ein angeborenes Bedürfnis, ihre Umgebung zu erkunden und zu verstehen. Ab etwa sechs Jahren möchten Kinder verstärkt ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und sich als kompetent erleben. Sie haben ein starkes Interesse daran, Neues zu lernen und Aufgaben erfolgreich zu bewältigen, da dies ihr Selbstbewusstsein stärkt. Wenn Kinder in der Schule die Möglichkeit erhalten, ihre Neugierde und ihren Entdeckerdrang auszuleben, erleben sie Lernen als etwas Positives und Bereicherndes.
2) Warum läuft der 1. Schultag dennoch nicht immer friktionsfrei ab?
Der erste Schultag ist ein bedeutendes Übergangsritual, das sowohl für das Kind als auch für die Eltern mit großen Erwartungen und Emotionen verbunden ist. Es ist der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, in dem das Kind seine bisherige Rolle als Kindergartenkind ablegt und in die Welt des Schulkindes eintritt. Diese Veränderung kann Ängste und Unsicherheiten auslösen, sowohl beim Kind als auch bei den Eltern. Ein neuer, ungewohnter Tagesablauf, fremde Gesichter und die unbekannte Umgebung der Schule können bei Kindern Stress auslösen, was zu kleineren oder größeren Problemen am ersten Schultag führen kann.
3) Ist der erste Schultag mit zu vielen Erwartungen überfrachtet?
Ja, der erste Schultag ist oft mit hohen Erwartungen überladen. Eltern, Lehrer und das Kind selbst haben bestimmte Vorstellungen davon, wie dieser Tag verlaufen soll. Diese Erwartungen können jedoch Druck erzeugen und dazu führen, dass der Tag weniger reibungslos verläuft als erhofft. Es ist wichtig, den Tag als Beginn eines langen Prozesses zu sehen, anstatt ihn mit unrealistisch hohen Erwartungen zu belasten. Der erste Schultag sollte als Einstieg in eine neue Lebensphase gesehen werden, die Zeit braucht, um sich zu entwickeln und zu festigen.
4) Was tun, wenn das Kind aber partout nicht zur Schule will?
Wenn ein Kind nicht zur Schule gehen möchte, ist es wichtig, die Ursachen für diese Ablehnung zu verstehen. In dieser Entwicklungsphase können Ängste und Unsicherheiten eine große Rolle spielen. Ein einfühlsames Gespräch kann helfen, die Sorgen des Kindes zu identifizieren. Eltern sollten versuchen, dem Kind die positiven Aspekte des Schulbesuchs aufzuzeigen, ohne dabei Druck auszuüben. Ein sanfter, unterstützender Ansatz, der das Kind in seinen Ängsten ernst nimmt, ist in dieser Situation am hilfreichsten. Auch Rituale, die dem Kind Sicherheit geben, können den Übergang erleichtern.
5) Wie wichtig/hilfreich sind Rituale?
Rituale spielen eine zentrale Rolle im Leben eines Kindes, insbesondere bei Übergängen wie dem Schulstart. Sie bieten Sicherheit und Struktur, indem sie Vorhersehbarkeit in neuen, unsicheren Situationen schaffen. Ein Ritual wie das gemeinsame Packen der Schultasche oder das Verabschieden am Schultor kann dem Kind helfen, sich auf den neuen Tag vorzubereiten und den Schulstart positiv zu erleben. Rituale geben dem Kind ein Gefühl von Beständigkeit, das in Zeiten des Wandels besonders wertvoll ist.
6) Was müssen Eltern vor dem Schulstart beachten?
Eltern sollten vor dem Schulstart darauf achten, dass das Kind gut auf die neuen Anforderungen vorbereitet ist, sowohl emotional als auch praktisch. Dies bedeutet, dass das Kind sich sicher und unterstützt fühlen sollte. Einfache Dinge wie das Üben des Schulwegs, das Kennenlernen der Lehrerin oder des Lehrers und das Erklären des Tagesablaufs in der Schule können dem Kind helfen, sich auf die neue Situation einzustellen. Wichtig ist auch, dass Eltern ihre eigenen Erwartungen und Ängste reflektieren und dem Kind ein Gefühl der Zuversicht vermitteln.
7) Stimmt der Satz: Bevor ein Kind Probleme macht, hat es welche?
Ja. Kinder drücken ihre inneren Konflikte und Probleme oft durch ihr Verhalten aus. Wenn ein Kind auffälliges Verhalten zeigt, wie zum Beispiel Schwierigkeiten in der Schule, sollten Eltern und Lehrer versuchen, die dahinterliegenden Ursachen zu verstehen. Es kann sich um Ängste, Überforderung oder Unsicherheiten handeln, die das Kind noch nicht in Worte fassen kann. Ein behutsamer und verständnisvoller Ansatz ist notwendig, um dem Kind zu helfen, seine Probleme zu bewältigen.
8) Die „Welt“ schrieb kürzlich, dass ein falscher Schulranzen Kinder von Beginn an zu Verlierern stempeln kann. Ist da etwas dran?
Die Wahl der Schultasche sollte nicht überbewertet werden, aber sie kann symbolisch für die Anpassung an die Gruppe und das Zugehörigkeitsgefühl sein. In der Entwicklungsphase von sechs bis 12 Jahren suchen Kinder nach Anerkennung und Akzeptanz durch ihre Peers, den Gleichaltrigen Eine Schultasche, die als „falsch“ wahrgenommen wird, könnte ein Gefühl von Anderssein oder Ausgrenzung verstärken. Es ist daher sinnvoll, das Kind in die Wahl der Schultasche einzubeziehen, um sicherzustellen, dass es sich damit wohlfühlt und gerne zur Schule geht.
9) Können ehrgeizige Eltern den Schuleinstieg versauen?
Ja, übermäßiger Ehrgeiz der Eltern kann den Schuleinstieg erschweren. Wenn Eltern zu hohe Erwartungen an das Kind stellen oder den Erfolg in der Schule überbetonen, kann dies beim Kind zu Stress und Versagensängsten führen. Kinder brauchen Unterstützung, Ermutigung und Geduld, um sich in ihrer neuen Rolle als Schüler zurechtzufinden. Eltern sollten darauf achten, dass ihr Ehrgeiz nicht das Wohlbefinden des Kindes überschattet, sondern vielmehr seine individuellen Stärken und Interessen fördert.
10) Wie bereitet man einen Taferlklassler also auf den neuen Lebensabschnitt am besten vor?
Die beste Vorbereitung auf den Schulstart besteht darin, das Kind emotional zu stärken und ihm Sicherheit zu geben. Eltern können dies tun, indem sie offen über den Schulstart sprechen, dem Kind zuhören und seine Ängste ernst nehmen. Praktische Vorbereitungen wie das Kennenlernen der Schule und das Üben des Schulwegs können ebenfalls hilfreich sein. Wichtig ist, dass Eltern dem Kind vermitteln, dass die Schule ein Ort des Lernens und der Freude ist, und dass sie hinter ihm stehen, egal welche Herausforderungen auf es zukommen.
Artikel Schulstart, Kleine Zeitung (PDF)
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